Zu kiebitz, bzw. kiebitzen liest man im Duden: "jemanden, etwas bei etwas neugierig beobachten" wie zum Beispiel: jemandem über die Schulter kiebitzen
Diese Seite will ich wieder neu erstehen lassen. Noch sind nicht alle vor längerer Zeit hier geschriebenen Texte gefunden. Ich arbeite daran.
Falls wider Erwarten jemand zu meinen Beiträgen hier einen Kommentar abgeben möchte, dann bitte hier: kiebitzmail@t-online.de
Im November 2011 hatte ich mich als Taxifahrer in Solingen nach 26 Jahren meiner Tätigkeit verabschiedet.
Zuletzt aktualisiert 30.06.2025 11:05:29Von einer Minderheit zur Mehrheit
Nach mehr als sechsundzwanzig Jahren ging ich mit Wirkung zum 1. November 2011 sieben Monate früher in den vorzeitigen Ruhestand. Zählte ich in den vergangenen Jahren noch zu der Minderheit der Altersgruppe, die mit mehr als 62 Jahren noch Arbeit hatte, so wechselte ich am 1. November zu der Mehrheit der Rentner.
Mehr als die Hälfte meines Arbeitlebens war ich als Taxifahrer tätig, und ich war gerne Taxifahrer.
Die letzten Wochen hatte ich schon genutzt, mich von zahlreichen Kunden zu verabschieden. Es war mir natürlich nicht unangenehm, das Bedauern über mein Ausscheiden zu erleben, aber man freute sich aber auch mit mir auf meinen Ruhestand. Ich schied nicht ohne Wehmut aus dieser Tätigkeit aus. Dafür hat mir die Arbeit mit vielen Kunden zu viel Freude gemacht.
Um mich abzunabeln, muss ich mich jetzt auch mehr an die Schattenseiten dieser Tätigkeit erinnern.
Ich werde es genießen, in Zukunft Herr meiner eigenen Zeit zu sein. Sicher werden mir die vielen Kontakte zu den vielen unterschiedlichen Menschen fehlen.
Oft habe ich darüber nachgedacht, wie ich diese fehlenden Kontakte kompensieren kann. Diese Antwort ist auch noch offen. In der Zukunft möchte ich mehr Zeit für die Fotografie haben, möchte die unterschiedlichen Lichtstimmungen der verschiedenen Tageszeiten und Wetterverhältnisse nutzen können ohne diese nur durch die Frontscheibe der Taxe in meinem Kopf abspeichern zu können.
So wie ich in der Vergangenheit intelligente Gesprächsinhalte genossen habe, so möchte ich jetzt auch an Veranstaltungen teilnehmen, die zu arbeitnehmerfeindlichen Terminen stattfinden. Ausschusssitzungen der Kommunalpolitik oder Veranstaltungen der Volkshochschule aber auch Gerichtsverhandlungen bieten interessante Erlebnis- und Erfahrungsbereiche. Vermutlich ergeben sich daraus auch intelligente Kontakte.
Was ich zurzeit nicht möchte, das ist, mich mit Versprechen zeitlich zu verpflichten.
Ich zählte nicht zu den Arbeitnehmern, die jahrelang sehnsüchtig auf die Rente warten. Jedoch mit zunehmendem Alter setzte sich auch bei mir die Erkenntnis durch, dass Zeit immer kostbarer wird.
Der frühe Tod von Kollegen und Fahrgästen bleibt nicht ohne Spuren und bringt mich zu dem Entschluss, die letzten sieben Monate bis zum Erreichen der „Regelarbeitszeit“ nicht mehr abzuwarten und lieber den geringen Rentenabschlag in Kauf zu nehmen und dafür den dicken Schlussstrich zu ziehen.
Frühes Vorbild
Im Jahr 1958 verbrachten wir unsere Sommerferien in Pfronten im Allgäu. Unser Vater hatte damals noch keinen Führerschein. Und damals galt, wenn der Vater schon keinen Führerschein besitzt, dann hat die Mutter erst recht keinen Führerschein.
Folglich war unser Beförderungsmittel der öffentliche Personen-Nahverkehr, bei dem unser Vater als Bus-Schaffner alleine den kargen Lebensunterhalt für die fünfköpfige Familien mit drei Kindern, fünf, elf und dreizehn Jahre alt, verdiente. Damals waren die öffentlichen Busse noch mit Fahrer und Schaffner besetzt. Der Schaffner verkaufte die Fahrscheine und kontrollierte die Fahrausweise.
Aber das bedeutete nicht, dass wir die Sommerferien im Schrebergarten hätten verleben müssen.
Als Mitarbeiter der Solinger Verkehrsbetriebe entdeckte unser Vater die Möglichkeit, mit dem Sozialwerk der Stadtwerke Solingen bis in die Nähe von Nesselwang im Allgäu mitfahren zu können.
Das Sozialwerk der Stadt Solingen hatte dort einen Vertrag mit einer großen Pension, wo die Mitarbeiter mit ihren Familien gemeinsam untergebracht waren.
Wir aber fuhren weiter mit einem Taxi zum etwa zehn Kilometer entfernten Pfronten.
Erst im Dunkeln kamen wir dort am Campingplatz an. Das ganze umfangreiche Reisegepäck inklusive der schweren Campingausrüstung hatte unser Vater mit einer Spedition zum Campingplatz transportieren lassen.
Unser Taxifahrer zeigte sich damals ausgesprochen hilfsbereit. Das Scheinwerferlicht seines Fahrzeugs spendete uns das Licht, damit wir in der Dunkelheit unser Zelt aufbauen konnten und damit ein Dach über dem Kopf hatten. Diese Hilfe war damals reine Mitmenschlichkeit und keine Geschäftstüchtigkeit, denn diese Zeit zu bezahlen, wäre für unsere Eltern auch viel zu teuer gewesen.
Diese Hilfsbereitschaft hatte mich damals als Elfjährigen schon sehr beeindruckt. Vielleicht hat sie mit dazu beigetragen, mich für diesen Beruf zu begeistern.
Nichtraucher-Taxi
Bis zum Jahreswechsek 1996/97 fuhr ich fast 12 Jahre für verschiedene Klein-Unternehmer, der sich zusammen mit vielen anderen Unternehmen in der Taxi-Zentrale e.G.m.b.H. in einer Genossenschaft vereinigt hatten. Zum Jahreswechsel war eine Veränderung auf meiner Seite fällig. In Solingen gab es noch zwei weitere grössere Taxi-Unternehmen, die beide erfolgreicher waren als jeder Unternehmer der Taxi-Zentrale.
Bevor ich 1997 bei einem dieser beiden Taxi-Unternehmen anfangen würde, wollte ich erst in Gesprächen mögliche Konfliktpunkte ansprechen, damit jeder vorher weiß, worauf sich beide Teile einlassen und i ch damit auch die Einstellung des zukünftigen Chefs, bzw. der Chefin kennenlerne.
So fragte ich die möglicherweise zukünftige Chefin, warum sie in ihrem Unternehmen keine Ausländer beschäftigen würde. Man verwies auf einen Polen in der Nachtschicht und einen Deutschtürken in der Tagschicht. Große Teile der Kundschaft schätzten es sehr, daß Ihnen keine ausländischen Fahrer geschickt wurden.
So erfuhr ich auch den Standpunkt der Geschäftsleitung, daß dem Fahrgast im Auto nicht das Rauchen verboten sollte, man sei ein Dienstleistungsunternehmen! Auch Hunde sollten nicht abgelehnt werden. Die Familie des Chefs waren alle selbst Raucher und hatten selbst auch einen Hund.
Die Interessen der nichtrauchenden Fahrgäste und des Personals sollten also keine Rolle spielen. Nichtraucher waren unter den Taxifahrern die die Regel bestätigende Ausnahmen. Im Jahr 1985 las ich eine Statistik der Berufsgenossenschaften mit Zahlen zu den Lebenserwartungen. Danach hatten Taxifahrer eine Lebenserwartung von 64 Jahren!
Meine danach gemachte Erfahrungen stützten die Statistik. Viele Taxifahrer ernährten sich in ihren Pausen, oft im Auto, mit Speisen aus Imbissstuben. Im Lauf der Jahre konnte ich beobachten, wie die Bäuche immer dicker wurden. Rauchen war normal! Daß der Nikotinqualm sich auch in den Polstern und der Deckenverkleidung des Autos festsetzen würde, wurde nicht zur Kenntnis genommen.
Besser wurde es, nachdem im September 2007 per Gesetz das Rauchen in den Taxis verboten wurde. Sehr viel wurde auch von den Funkerinnen und Funkern geraucht. Aus Mangel an Zeit wurde dort oft das Mittagessen aus einer nahen Imbissstube oder der Heissen Theke einer Metzgerei kalt.
Viele Kollegen, bzw. Kolleginnen ließen sich von Kollegen fettreiche Fleischgerichte mitbringen, obwohl sie selbst schon offensichtlich ausreichende Fettreserven hatten.
Ich selbst wollte die Statistik der Berufsgenossenschaft nicht bestätigen und nahm so mit 64 Jahren meinen Abschied.Der Mann, der zum Innenministerium wollte
Ich bekam an einem Freitagvormittag den Auftrag, in einen Nachbarort zu fahren. Dort sollte ich ungefähr 45 Minuten später einen Mann abholen und diesen nach Düsseldorf in die City fahren.
Ich wunderte mich zunächst über die lange Vorlaufzeit, dann auch, dass ich an meinem Standort doch ziemlich weit von der Adresse des Fahrgastes entfernt war.
Ebeno lag die Anschrift des Kunden doch sehr nahe an einer günstigen S-Bahn-Verbindung nach Düsseldorf. Telefonisch fragte ich bei der Funkerin nach, ob die S-Bahn defekt sei.
Der Kollegin am Funk war der Kunde bekannt, denn sie hatte, als sie noch selber Taxi fuhr, den Mann schon zum Landeskrankenhaus gefahren. Sie kannte ihn als schwierig und leicht aufbrausend. Deshalb hatte sie mich dort hingeschickt, weil sie mir zutraute, mit diesem schwierigen Kunden umgehen zu können.
Von ihr erfuhr ich dann auch, dass der Kunde zum Innenministerium wollte. Da ich ausreichend Zeit hatte, suchte ich im Navigationsgerät nach der Adresse des Innenministeriums. Wenn ich nicht weiß, ob Streckenkenntnisse beim Fahrgast vorhanden sind, will ich mich vorsorglich informieren. Pünktlich war ich an der Adresse des Fahrgastes.
Nach ein paar Minuten Wartezeit erschien in der Haustüre ein Mann von gut fünfzig Jahren mit kräftiger Statur. Zu Sakko und Jeans trug er Sandalen mit Socken. Als Gepäck hatte er nur einen Gitarrenkoffer.
Sehr zurückhaltend fragte er, ob er noch eben in dem Café im selben Haus etwas erledigen könne. Während ich draussen auf der Strasse wartete, hörte ich von drinnen seine laute, aber unaufgeregte Stimme. Mich fragte er bald, ob er seinen Gitarrenkoffer im Fußraum des Beifahrersitzes zwischen seine Beine nehmen dürfe. Meinen Vorschlag, den Gitarrenkoffer auf dem Rücksitz unterzubringen,lehnte er kategorisch ab. Aber dann jedoch hatte er sich das wieder anders überlegt und befestigte selber den Gitarrenkoffer mit dem Sicherheitsgurt auf dem Rücksitz. Ich durfte den Gitarrenkoffer nicht anfassen, um zuhelfen!
Scheinbar entspannt fuhren wir auf die nahe Autobahn. Als das unaufgeregte Gespräch bald bei den Ärzten angekommen war, schien plötzlich eine Lunte gezündet zu haben.
Jetzt wurde der Mann, der in der jüngeren Vergangenheit im Gesundheitswesen selbständig war, sehr erregt. Er schimpfte über die Ärzte im Allgemeinen und einige namentlich genannte Fachärzte im Besonderen. Die Bewohner des Stadtteils, in dem er selbständig war, wurden von ihm vernichtend beurteilt. Ganz schlecht kam die Polizei weg. Ich konnte nur warten bis der Sturm vorüber war.
Im innerstädtischen Verkehr der Landeshauptstadt hatte mich mein Navi vom rechten Weg abgebracht. Zwischen meinem Navi und dem Fahrgast gab es eine deutliche Meinungsverschiedenheit. Da der Fahrgast scheinbar die Strecke kannte, schaltete ich das Navi aus und wollte mich von ihm führen lassen. Jetzt schmollte er, "Nein, ich sage jetzt nichts mehr"!
Nach einem kurzen Disput am Strassenrand hatte ich ihn wieder beruhigt und schaltete mein Navi erneut an. Durch die vorangegangene Desorientierung wurde die weitere Streckenführung in der Innenstadt etwas kompliziert. Ganz plötzlich wollte der Fahrgast diese Fahrt beenden. Ich empfand ihn etwas erregt. Meine eigene Erregung wollte ich möglichst wenig nach Außen dringen lassen. Während ich ihm eine Quittung ausschrieb, fragte er nach meinem Namen und ob er, wenn er wieder eine Taxe benötigen würde, bei unsere Firma nach mir verlangen dürfe, denn ich hätte ihn sehr gut gefahren. Er nahm seinen Gitarrenkoffer vom Rücksitz und wir verabschiedeten uns. Ob er wirklich zum Innenministerium gefunden hatte weiß ich nicht.
Aber was ist, wenn in diesem Gitarrenkoffer gar keine Gitarre drin gewesen ist? !
Der Mann machte mir nicht den Eindruck, als wollte er den Beamten im Innenministerium lustige Lieder zur Laute singen! Ein fürchterlicher Gedanke drängte sich auf. Sollte diese Befürchtung sich bewahrheiten, ich hätte es mit meinen Fakten nicht verhindern können. Ich hätte nur noch sachdienliche Hinweisegeben können.
Hinterher ist man immer schlauer!
Konfliktstrategie
An dieser Stelle fällt mir eine Geschichte ein, die sich noch zu Zeiten meiner Nachtschicht-Ära, also vor mehr als zweiundzwanzig Jahren ereignete.
Am Abend mußte ich in Solingen-Ohligs einen Mann von (vermutlich) seiner Wohnung abholen. Er wollte nach Richrath, einem etwa 7km entfernten Stadtteil von Langenfeld.
Sehr schnell gab es Stress, denn er bevorzugte schon seit vierzig Jahren einen anderen Weg nach Richrath.
Bald erfuhr ich, daß ihn am Vorabend nach dreiundzwanzig Ehejahren die Frau verlassen hatte. Mir gelang es, das Gespräch so zu entwickeln, daß der anfängliche Stress aufgelöst werden konnte.
In Richrath hoffte er, in einer Gaststätte seinen Schwiegervater zu treffen. Mich bat er, mit laufendem Taxameter vor der Gaststätte zu warten, denn möglicherweise würde die Fahrt noch weiter gehen.
Nach einiger Zeit kam er heraus, er hatte zwar nicht seinen Schwiegervater getroffen, wohl aber eine Bekannte. Er lud mich noch zu einem Getränk in die Gaststätte ein, entschloss sich aber dann, die Fahrt zu bezahlen, denn es würde doch noch länger dauern. "Schade, ich wär` noch gerne mit Ihnen weitergefahren", mit diesen Worten und mit Handschlag, sowie einem guten Trinkgeld verabschiedete er mich.
Ich finde es beeindruckend, welch eine atmosphärische Veränderung während dieser relativ kurzen Fahrt möglich war.
Auch eine angenehme Fahrt
Und da war noch vor wenigen Wochen der französische Geschäftsreisende, den ich von einem Hotel am Stadtrand abholte und zu einem Klingenhersteller in der Innenstadt brachte. Es dauerte nicht lange bis wir über seine Probleme sprachen, die er jetzt mit seiner inzwischen von ihm geschiedenen Ehefrau und den beiden jugendlichen Kindern hat.
Ich war sehr erstaunt, daß in der Kürze der Fahrt ein solches Gespräch zwischen Männern entstehen konnte, denn Männer sind da eher zurückhaltend. Ich denke, das Problem war für Ihn sehr belastend, denn er suchte nach meiner Einschätzung nach Gesprächsmöglichlkeiten und Antworten. Dann wird mir die Verantwortung bewußt, die ich in dem Moment habe. Hier sind wohlüberlegte Äußerungen und Antworten gefordert.
Er wäre gerne von mir am Nachmittag zum Flughafen gebracht worden, konnte aber im Moment noch keinen Termin nennen. Leider habe ich ihn nicht mehr gesehen.
Nach vielleicht Monaten,hatte ich wieder das Glück, den Herrn D. von dem schon erwähnten Hotel in Gräfrath abzuholen. Diesmal sollte die Fahrt aber zum Flughafen nach Düsseldorf gehen. Damals kam es nicht zu unserer gemeinsamen Fahrt zum Flughafen, weil er im Rahmen eines Sammeltransports zum Flughafen gebracht wurde.
Wieder entwickelte sich bald eine angenehme Gesprächsatmosphäre.
Bald meinte er zu mir, daß ich auch gut ein Buch über meine Taxi-Erlebnisse schreiben könne. Ich sagte zu ihm: "Schauen sie 'mal ins Internet. Dort finden sie unter solingen-weyer-wetter.de/kiebitz-online.html einen französichen Geschäftsmann erwähnt." Erstaunt fragte er: "Bin ich das?"! Am Düsseldorfer Flughafen verabschiedeten wir uns mit Handschlag und er sagte: "ich bin der Manuel.
Meine Weihnachtsgeschichte
Vor einigen Jahren, als ich an einem 24. Dezember bis zum frühen Nachmittag fahren mußte, wurde ich zum Entenpfuhl geschickt, wo ich von einem älteren Mann mit zwei Tragetaschen erwartet wurde.
Der in schlichter Garderobe gekleidete ältere Mann nannte als Fahrtziel Meinerzhagen. Ich versuchte, meine Freude über die etwa sechzig Kilometer lange Tour ins Grüne an den Rand des Sauerlandes nicht allzu deutlich zu zeigen. Die Strecke dorthin war mir sehr gut bekannt, zählte sie doch zu meinen beliebten Zielgebieten in meiner Freizeit. Es entwickelte sich keine rege Unterhaltung. Noch vor dem Erreichen des Städtchens Meinerzhagen sollte ich in der Nähe eines einzelnen Hauses anhalten. Mit einer der beiden Tragetaschen an der Hand ging er zu dem Haus. Ich hatte die Haustüre im Blick.
Ein kräftig gebauter junger Mann von etwa dreissig Jahren öffnete die Türe. Aber anstatt dass mein Fahrgast nun ins Haus gebeten wurde, entfernten sich beide einige Meter von der Haustüre, wo mein Fahrgast dann die Tragetasche übergab und man sich bald zwar mit Handschlag, aber ohne Herzlichkeit voneinander verabschiedete.
Ausser den Hinweisen zum letzten Ziel verlief der Rest der Fahrt wortlos. Aus den Augenwinkeln heraus sah ich, dass mein Fahrgast sich verstohlen die Augen rieb. Nachdem wir uns am Ende der Fahrt vor einem kleinen Siedlungshaus am Hang der Sauerländischen Berge ein frohes Weihnachtsfest gewünscht hatten, fuhr ich dann in Richtung Solingen zurück.
Ich genoss die Ruhe auf den Straßen und war in Gedanken noch bei meinem letzten Fahrgast .Hindokusch und Cumulus
Am Freitag erlebte ich wieder einen tollen Nachmittag. Alle meine „Fahrgäst(innen)“ waren sympathisch bis sehr sympathisch, wobei ich nur eine mir nur unbekannte ältere Frau kennenlernte.
Diesen Auftrag erhielt ich nicht über Funk, sondern die Kundin stieg am Halteplatz Klinikum ein.
Es war erstaunlich, welches Themenspektrum während dieser 6-Euro-Fahrt von ihr alles angesprochen wurde.
Angefangen von der akuten Krankheit ihres Mannes, über die zurückliegende Krankheit und den ihn behandelnden Professor, ging es weiter zu den Krankenkassen, die ja heute nichts mehr bezahlen und natürlich dieser ehemalige Gesundheitsminister, dieser junge Schnösel, und wieso hat die „schwarz-gelbe-Regierung“ eigentlich die Mehrheit bekommen. Angeblich hat sie doch niemand gewählt. Ich hab`sie nicht gewählt. In Afghanistan wird unser Geld verpulvert, von Wegen „unsere Freiheit wird am Hindukusch verteidigt!
Und das waren bestimmt noch nicht alle Themen. Sie werden aber staunen, ich selbst kam aber auch noch zu Wort!
Ihr nach dem Mund zu reden, das ist ohnehin nicht mein Ding. Mit einigen Anmerkungen schränkte ich schnell ihre ins Undifferenzierte abgleitenden Äußerungen ein.
So erinnerte ich sie daran, dass der Ausspruch „die Freiheit Deutschlands wird am Hindukusch verteidigt...“ von einem sozialdemokratischen Verteidigungsminister stammte. Die Kundin bekannte sich selbst und ihre Eltern als alte Sozialdemokraten.
Diese Unterhaltung war kein Streitgespräch. Ich selbst habe auch meine politische Position nicht offenbart.
Am Ende der Fahrt bedankte sie sich für die schöne und interessante Fahrt und mit den Worten: „auch dass sie mir den Kopf zurecht gestoßen haben“.
Soeben fällt mir noch eine weitere Kundin ein, die ich zuvor zum Klinikum gebrachte.
Diese Frau kannte ich auch nicht. Auch diese Fahrt mit ihr, die wegen eines Sturzes zur Notfall-Ambulanz musste, war nur kurz aber sehr angenehm. Aber alle anderen Kundinnen des Nachmittags waren mir bestens bekannt und auf meiner „Favoriten-Liste“. Einige dieser Damen fuhr ich sogar am selben Nachmittag zwei Mal. Zwei dieser Favoritinnen überraschte ich an der Haustüre mit meinem iPhone. (hier sollte jetzt ein Foto zu sehen sein)
Für meine Erinnerungen wagte ich ein Überraschungsfoto. Natürlich bot ich an, wenn sie es wünschen, dann würde ich das Foto sofort wieder löschen.
Das wurde aber nicht verlangt. Ich sagte zu den beiden Damen: „Wenn ich mal dement bin, dann schaue ich mir diese Bilder an, aber dann habe ich das Passwort vergessen!“
Und zwischendurch bestaunte ich immerwieder den eindrucksvollen Wolkenhimmel mit seinen vielen unterschiedlichen, teilweise auch hoch aufragenden Cumuluswolken.
Da ich an diesem Nachmittag meist im Raum Solingen-Gräfrath, der etwas ländlich geprägt ist, unterwegs war, habe ich dann auch die Gelegenheit wahrnehmen können, mit meinem iPhone auf die Schnelle ein paar Fotos von diesem tollen Himmel zu machen.
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold
Viele Geschichten aus meiner Zeit als Taxi-Fahrer könnte ich hier erzählen. Nicht wenige Erlebnisse verbieten sich aber aus unterschiedlichen Gründen, sie in der Öffentlichkeit breitzutreten.
Allzugerne würde ich von sehr schönen Dienst-Fahrten mit einer Amtsperson berichten, aber zu speziell wäre die Beschreibung dieses Fahrgastes und seiner öffentlichen Funktion.
Viele seiner Kollegen würden schnell herausfinden, von wem hier die Rede ist.
Unser Verhältnis war so gut, so daß wir uns noch nach meinem Ausscheiden zu einer längeren Sitzung in Kramers Cafè zusammenfanden.
Zum Abschied schenkte ich ihm noch zwei kleine Bücher von dem Kabarettisten Pied Klocke und Loriot, die er sehr gut zu zitieren wußte. Unsere mehrstündige Dienstfahrt begann in der Regel mit einem Witz, den er gerne auf Lager hatte.
Aber es gab da auch noch einen anderen Fahrgast für den ich scheinbar gerne eingesetzt wurde. Die politische Ausrichtung dieses Unternehmers war in Solingen kein Geheimnis.
Oft waren es auch längere Fahrten, die ich mit ihm zu machen hatte. Während dieser Fahrten mußte ich mir immer seine Ansichten zur Politik anhören, die sehr weit von meinem Standpunkt entfernt waren.
Dieser Unternehmer war für unsere Firma ein sehr wichtiger Kunde, und es erforderte von mir sehr viel Zurückhaltung und Selbstdisziplin, diese Fahraufträge zu seiner Zufriedenheit auszuführen. Ich versuchte so wenig wie möglich, seine Ausführungen zu kommentieren.
Sehr oft fragte ich mich, warum gerade ich?! Könnte diese Fahrt nicht auch ein anderer Kollege machen?!
In einem persönlichen Gespräch könnte ich sehr viel von diesen Fahrten erzählen, aber hier ist nicht der geeignete Platz.
Ich wollte immer den Eindruck vermeiden, daß ich auch nur annähernd ein Gesinnungsgenosse sein könnte.
Mit dem Ausscheiden aus der Firma und dem Beginn meines Rentner-Daseins war ich dieses Problems endlich enthoben.
Häufig wird von Unfällen mit Reisebussen, Schulbussen und dergleichen berichtet. Sehr schnell schiesst sich nach meiner Wahrnehmung die Presse auf den Fahrer ein.
Da werden sehr schnell Vermutungen angestellt über nicht eingehaltene Ruhezeiten oder zu schnelles Fahren. Sehr schnell machen sich viele Pressevertreter zum Anwalt der Unfallopfer und zählen dabei den Fahrer nicht zu den Opfern.
Aber das ist meine Wahrnehmung, vielleicht achten sie mal bei nächster Gelegenheit darauf, ob sie meine Sichtweise teilen können.
Welche eigenen Erfahrungen ich in dieser Richtung gemacht habe, davon möchte ich Ihnen hier berichten.Sekundenschlaf
An einem Freitagmittag hatte ich einen technisch bedingten Aufenthalt an unserem Firmensitz in Solingen. Um 12 Uhr 30 fuhr ich mit meiner Taxe, einer Mercedes-Limousine, nach Düsseldorf, wo ich in einer Schule für Sehbehinderte vier Schülerinnen und Schüler abholen sollte, die ich dann zu ihren jeweiligen Wohnungen in Hilden, Solingen und Remscheid bringen sollte.
Während der Fahrt nach Düsseldorf hatte ich noch meine Butterbrote verzehrt. Diese Tour hatte ich schon oft gefahren. So verlief diese Fahrt zunächst nach dem üblichen Ritual. Diese Fahrgäste waren so zwischen zwölf und siebzehn Jahre alt. Jeder der Schüler gab sich wieder der eigenen Müdigkeit hin, geredet wurde nur wenig. Viele versuchten zu schlafen.
Im nahen Hilden verließ der erste Schüler das Fahrzeug. Der nun hinten freigewordene Platz wurde sofort von den beiden Schülerinnen genutzt, um die bequeme Sitzposition weiter auszubauen.
Gespräche entwickelten sich zwischen den Schülern und mir selten. An Gesprächen mit dem Fahrer schienen diese Schüler, wie viele andere Schüler auch, kein Interesse zu haben.
Wer nicht schlief, hatte seinen Walkman in den Ohren. Egal welche Fahrgäste ich im Auto hatte, das Radio habe ich dabei nie angeschaltet gehabt.
Ich bemerkte während dieser routinemäßig ablaufenden Fahrt, dass ich rasch zunehmend von einer starken Müdigkeit ergriffen wurde.
Ich hoffte, dass mit jeder Fahrtunterbrechung, bei der ein Schüler das Auto verlassen würde und ich den Kofferraum öffnen würde, meine Müdigkeit verschwinden würde.
Aber die Müdigkeit stieg nicht aus, sie wurde nur noch stärker.
„Wenn ich gleich um etwa 14 Uhr 30 in Remscheid bin und dann der letzte Schüler ausgestiegen ist, dann werde ich erst einmal aussteigen und ein paar gymnastische Übungen machen und dabei ordentlich Sauerstoff aufnehmen“, nahm ich mir vor. Die Strecke wurde mir immer länger.
Am Ortsrand von Remscheid fuhr ich über eine leicht ansteigende Bundesstrasse mit ein paar Kurven.
Hinter einer Kurve gab es eine 30 km/h-Geschwindigkeitsbeschränkung wegen einer schon lange bestehenden Baustelle, zusätzlich noch eine Baustellenampel. Wie gewohnt kamen wir dort zum Stehen.
Dann schaltete die Ampel auf Grün und dann erschrak ich fürchterlich, weil ich die Taxe vor die Hauswand einer Fabrik gefahren hatte.
Daß da einiges kaputtgegangen war, dass war sowieso klar. Der etwa 16jährige Schüler neben mir schien ausser einem grossen Schrecken keinen weiteren Schaden erlitten zu haben.
Zwei Kilometer vor dem Ziel hatte mich die Müdigkeit überwältigt und es war zu einem „Sekundenschlaf“ gekommen.
Zwischen der Baustellenampel und dem Fabrikgebäude, dass direkt an der Aussenseite dieser scharfen Linkskurve stand, lagen kaum 100m.
Ich wusste wohl noch, dass ich bei Grün gestartet war, dann erlebte ich nur noch den ungebremsten Aufprall.
Sofort war natürlich eine ganze Anzahl von Personen am Unfallort, von denen einige fragten, wie das denn passieren konnte. Ich beschränkte mich auf das nicht Übersehbare.
Auskunft würde ich nur der Polizei geben. Ich selbst hatte die Polizei mit meinem Handy gerufen. Die Polizeibeamten fragten natürlich, wie das denn passiert sei.
Ehrlich und ohne Umschweife erklärte ich, dass ich total übermüdet sei und kurz eingeschlafen war.
Wenn ich mich heute recht erinnere, dann hatte ich den Beamten auf deren Nachfrage hin berichtet, dass ich am Abend zuvor um elf Uhr ins Bett gegangen war und um 4 Uhr 45 nach einem guten Schlaf aufgestanden war.
Alkohol hatte ich am Abend nicht getrunken. Völlig sachlich nahmen die Beamten das Unfallprotokoll auf.
Überrascht war ich, dass die Beamten dem Auto noch zutrauten, wenn ich das zerbeulte Blech vom Vorderrad wegziehen würde, dass ich dann meinen Schüler noch nach Hause fahren könne.
Auf meine Nachfrage hin hatte der Schüler nicht beobachtet, dass ich eingeschlafen war. Normalerweise geht der Blick des vorne sitzenden Schülers eher nach vorne oder zu rechten Seite, weniger zum Fahrer hin.
An dem Freitagnachmittag fühlte ich mich nicht mehr in der Lage, noch Taxi zu fahren, abgesehen davon, dass ich normalerweise jetzt meine Mittagspause gemacht hätte.
Als ich die an der Front stark demolierte Mercedes-Limousine zur Firma zurückbrachte, fühlte ich mich nicht von Vorwürfen überhäuft.
Der Senior-Chef, der die oberste Instanz in unserem Unternehmen darstellte, war nicht anwesend.
Ein schreckliches Wochenende lag jetzt vor mir! Ich stellte mir vor, wie der Staatsanwalt in einem Gerichtsverfahren mich auseinandernehmen würde. Aber was hätte ich denn machen sollen! Ich konnte meine Schülerfahrt doch nicht unterwegs unterbrechen oder abbrechen. Ich musste doch den Auftrag erst einmal zu Ende bringen! Auf die Schüler warten doch die Eltern.
Dabei hatte ich doch noch grosses Glück gehabt, dass das Auto geradeaus vor diese massive Hauswand fuhr und nicht in den Gegenverkehr hinein oder auf der linken Seite eine Böschung hinunter.
Nur gut, dass dem Jungen nichts passiert ist und auch niemand anderes körperlich geschädigt wurde.
War der Samstag der „Tag des Staatsanwaltes“, so wurde der Sonntag zum „Tag der Gutachter“.
Entlastende Momente wurden mir zunehmend bewusst. Der Zeitraum, in dem mich diese Müdigkeit überwältigte ist ein Zeitraum, zu dem bei vielen Menschen die Leistungskurve absinkt.
Auf jeden Fall aber würde ich bald einen Arzt aufsuchen und mich untersuchen lassen, ob eine medizinische Ursache für diese Müdigkeit vorliegt. Nun lag aber noch der „Tag des Chefs“ vor mir.
Erst am Nachmittag wurde ich zum Chef zitiert. Der Chef zeigte sehr grosses Verständnis. Er kannte diese Müdigkeit und an eine medizinische Ursache glaubte er absolut nicht.
Ein paar Tage später sollte ich einen mir bis dahin unbekannten Polizeibeamten anrufen. Dieser Beamte, ein Unfall-Sachbearbeiter, legte mir dringend nahe, einen Rechtsanwalt zu nehmen, denn wenn jemand wie ich, zu Protokoll gibt, dass er „total übermüdet“ ist, dann ist das gleichbedeutend, wie wenn ich unter Alkohol gefahren sei. Und er wollte nicht, dass jemand wie ich, der sich ehrlich und arglos zu dieser Müdigkeit bekannt hatte, stärker bestraft würde, als die Vielen, die er erlebte, die lügen bis sich die Balken biegen und dann ohne Strafe davonkommen.
Ehrlich schilderte ich auch dem Rechtsanwalt alles, was er zu meiner Entlastung vortragen konnte. Seine Arbeit trug auch Früchte. Ich habe jetzt nicht in alten Dokumenten nachgesucht, um mich an die Höhe des Bußgeldes zu erinnern, das die Staatsanwaltschaft verhängt hatte. Aber ich kann sagen, dass ich mich in dieser Angelegenheit von allen beteiligten Stellen fair behandelt gefühlt hatte.
Ob über diesen Unfall etwas in der Remscheider Tagespresse gestanden hat, das weiß ich nicht. Ich glaube aber, dass die Ursachen für viele Unfälle tatsächlich ganz anders aussehen, als es die Presse vielfach, und oft spekulativ, darstellt.
Wenn nach einem spektakulären Busunfall der Busunternehmer beteuert, die Fahrer würden jährlich gesundheitlich geprüft, dann weiß ich, was ich von solchen Untersuchungen zu halten habe.
Dann darf man das dem Unternehmer das vorrangige Interesse unterstellen, dass die Wahrnehmung seiner Aufsichtspflicht nicht angezweifelt wird und der Ruf seines Unternehmens nicht leidet.
Wer fragt denn danach, wie bei dem Fahrer die Qualität des Schlafs der vergangenen Nacht war?! Welche Gedanken oder Beschwerden haben denn den Schlaf des Fahrers beeinträchtigt?!
Wenn eine Reisegesellschaft einen Bus gechartert hat, dann beginnt diese Reise oft schon in den frühen Morgenstunden, weil die Reisegesellschaft ja viel auf dem Programm hat und früh am Ziel sein will.
Die Reisenden plagt in der Nacht vielleicht das Reisefieber und dem Fahrer raubt der Stress den Schlaf. Er muss ja auch viel früher an seinem Arbeitsplatz sein als die Reisenden ihr Haus verlassen.
Wenn die erste Aufregung sich bei den Fahrgästen gelegt hat, dann holen diese während der Fahrt ihren Schlaf nach. Der Fahrer muss aber immer aufmerksam und konzentriert bleiben.
Dieser Beitrag hat sein Ziel erreicht, wenn einige der Leser dieses Artikels bei den Berichten über Reisebus- Schulbus- und Taxi-Unfällen ins Kalkül ziehen, dass die Wahrheit vielleicht doch etwas anders aussieht, als die öffentliche Berichterstattung.
„BESORGUNGSFAHRT“
Der Taxifahrer wird zu einer Adresse gerufen, die uns schon seit vielen Jahren bekannt ist und sich unangenehm ins Gedächtnis geprägt hat.
Denn der Anrufer wird nicht mitfahren sondern wir müssen in das Haus zu seiner Wohnung in der zweiten Etage wo die Wohnungstüre geöffnet ist. Schon im Hausflur schlägt uns ein Mief von altem Zigarettenqualm entgegen. Dort wird der Gestank dann noch penetranter. Früher saß er zusammen mit seiner Frau am Tisch bei laufendem Fernsehgerät. Diese Frau teilte seine Leidenschaft. Heute leistet eine Nachbarin ihm dabei Gesellschaft.
Wie gewohnt, bekommt der Taxifahrer dann eine kleine Liste von Dingen, die er besorgen soll. An einem Getränkemarkt oder einer Tankstelle sollen wir dann Hochprozentiges, Bier und Zigaretten einkaufen.
Oft kommt es auch vor, dass wir von dem Kunden die Scheckkarte und auch einen Zettel mit der Geheimnummer bekommen, damit wir vor dem Einkauf noch Geld bei der Sparkasse abholen. Seit Jahren staunen immer wieder über seine robuste Natur, seine Frau war nicht so robust. Er liefert den Beweis, dass Alkohol auch konserviert.Kurskorrektur
Ich wurde zu einer Adresse in einer Genossenschaftssiedlung geschickt, wo ich einen mir noch unbekannten Herrn abholen sollte. Unter dem Namen stand als Zusatz: „Pastor“. Hier schien der Wohnungsinhaber wohl ein Pastor zu sein. Bald kamen zwei alte Herren aus dem Haus und stiegen in meinen Wagen ein. Auf meine Frage an den vermeintlichen Wohnungsinhaber, ob er Pastor sei, erklärten beide Herren sich als Pastore. Sehr schnell klagte einer der Herren über das „schlechte Wetter“. Ich aber verwies auf den blauen Flecken an dem ansonsten bedeckten Himmel und sagte: Wir sollten uns doch lieber nicht von dem grauen Himmel den Tag vermiesen lassen sondern uns an den blauen Flecken am Himmel erfreuen. Das ist meine Devise!“ Mit einem freundlichen Lächeln quittierten sie diese Kurskorrektur. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich diese Devise merken wollten.Vorne oder hinten
Interessant ist es, das Einsteigeverhalten zu beobachten. Wenn ich zum Beispiel an einem Hotel einen einzelnen Fahrgast aufnehme, dann bevorzugen diese Fahrgäste häufig den Platz hinten rechts. Bei diesen Fahrgästen handelt es sich meistens um jüngere Menschen, die im Business-Look unterwegs sind. Wenn der Fahrgast hinten sitzen möchte, dann schiebe ich von der Beifahrertüre aus den Sitz weit nach vorne, damit er (oder sie) ausreichend Platz hat, denn ich meine, auch in einer Mercedes-Limousine ist hinten viel zu wenig Platz.
Ich gehe davon aus, dass Fahrgäste, die sich für die hinteren Plätze entscheiden, ihre Ruhe haben möchten und an einem Gespräch nicht interessiert sind, denn wenn ich mit einem Menschen reden möchte, dann will ich auch sein Gesicht sehen. Ausnahmen kenne ich nur am Telefon oder im Beichtstuhl. Wenn die Fahrgäste doch von hinten ein Gespräch anfangen, wird die Kommunikation etwas schwierig, besonders dann, wenn der Fahrgast oder die Fahrgästin nicht sehr laut und deutlich spricht.
Ein anderer Personenkreis aus der Gruppe der Geschäftsreisenden sind die, die meistens schon etwas älter sind, bei denen auch kein Zweifel an deren Selbstsicherheit aufkommt. Mit denen gibt auch oft gute Gespräche. Diese Leute müssen auch nicht die Fahrzeit mit vielen belanglosen Handygesprächen überbrücken.
Als die Grenzen aus der DDR sich öffneten, konnte ich sehr schnell erkennen, ob die Reisenden von dort kamen. Sie waren nicht so gestylt wie viele im Westen und bescheiden im Auftreten. Da ich an einem Gespräch mit ihnen interessiert war, animierte ich sie, sich nach vorne zu setzen. Als ob ich sie beschenkte, fragten sie erstaunt: "Ja, darf ich mich nach vorne setzen"?!
Junge Leute, oft noch auf den unteren Stufen der Karriere-Leiter, setzen sich auch häufig nach hinten, denn das sehen sie doch immer im Fernsehen.
Die Regisseure der meisten Spielfilme und Seien platzieren ihren Fahrgast-Darsteller meist auf die hinteren Sitze. Erstaunt war ich auch, bei einem Beitrag des ZDF-Morgenmagazins aus Berlin zu erfahren, dass die Fahrer dort Umgangsformen üben, (doch, das gibt es!)Blitzmarathon
Diesen „Blitzmarathon“ kann ich als autofahrender Bürger und Wähler doch nur als eine Volksverdummung ansehen. Der NRW-Innenminister muß die Bürger und die Medien doch für blöd halten, wenn er glaubt, dass die Öffentlichkeit diese publikumswirksame, aber auch personalaufwändige Aktion nicht als PR-Maßnahme des Verkehrsministers entlarvt.
Auch diesen dritten „Blitzmarathon“ hat man vorher angekündigt, ja man nennt sogar die Kontrollpunkte. Das Ergebnis ist, dass die meisten Autofahrer heute mit erhöhter Aufmerksamkeit langsamer fahren. Diese Erhöhte Aufmerksamkeit gilt aber nicht der Verkehrssicherheit, vielmehr den Geschwindigkeitskontrollen. Heute reißt sich so mancher Autofahrer am Riemen, und ab Morgen ist wieder die Luft rein.
Um nicht falsch verstanden zu werden, ich bin nicht gegen Geschwindigkeitskontrollen, aber sie sollten ohne zeitliche und örtliche Ankündigung und permanent durchgeführt werden. Ich bin auch gegen Radarwarnungen von Radiosendern und Zeitungen!
In NRW messen während des 24-stündigen „Blitzmarathons“ tausende Beamte mit noch mehr Überstunden an 3300 Kontrollpunkten und erzielen dabei ein relativ mageres Ergebnis, denn die Autofahrer sind ja für einen Tag auf die Kontrollen konzentriert. Ausländische Autofahrer, die die zahlreichen Warnungen in den Medien nicht mitbekommen haben, werden dann vorrangig erwischt. Dann gibt es noch ein paar Unbelehrbare, diese könnte man aber auch mit weniger aufwändigen Aktionen erwischen. In der übrigen Zeit fehlt wieder das Personal zur Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit.
Freche und unverschämte Fahrgäste
Oft wird von frechem oder unverschämtem Verhalten von Taxifahrern berichtet. Sowohl im Taxi wie auch in den Medien wird sich gerne darüber beklagt. Viele Klagen sind sicher auch berechtigt.
Meistens sind diese Berichte aber auch nicht objektiv, weil häufig keine Zeugen zur Verfügung stehen. Aber wann hört man in der Öffentlichkeit Berichte über freches und unverschämtes Verhalten von Fahrgästen?
In der Vergangenenheit hatte der Taxifahrer nicht den Einfluß auf die Medien, um seine Meinung zu verbreiten. Das Internet bietet heute die Möglichkeit, solche Berichte zu veröffentlichen.
Ich möchte hier einmal von frechem und unverschämtem Verhalten von Fahrgästen berichten.
Als Frechheit empfinde ich, wenn Fahrgäste, ohne vom Taxifahrer dazu ermuntert worden zu sein, ihre Ansichten zur Politik äußern. Sie erwarten scheinbar, daß der Fahrer selbstverständlich auch ihrer Ansicht ist. Die meisten Äußerungen der Fahrgäste kommen über das Niveau der "Blöd-Zeitung" nicht hinaus.
Diese Fahrgäste bringen den Fahrer dann oft in einen Konflikt. Wenn der Fahrer nicht der gleichen Meinung ist, hilft er sich oft durch wortkarge Äußerungen, mit denen er dem Fahrgast zeigen möchte, daß er sich dazu nicht weiter äußern möchte.
Oft registrieren die Fahrgäste das garnicht, denn vorrangig wollen sie ihren Frust loswerden. Gelegentlich habe ich solchen Fahrgästen einmal erklärt, was sie da gerade machen.
Ich habe sie gefragt, ob sie auch in einem guten Speiserestaurant dem Kellner ihre politischen Ansichten auf die Nase binden würden.
Ebenso wie sie vom Kellner respektvoll behandelt werden wollen - und sollen -, sollten die Fahrgäste solche Verbrüderung vermeiden.
Ich versicherte dann diesen Fahrgästen, daß ich außerhalb dieses Autos wohl in der Lage wäre, meine Meinung zu sagen!
Meine längste Dienstreise
Von einer spektakulären Fahrt muß ich unbedingt erzählen. Allerdings habe ich diese Fahrt nicht mit einem Taxi sondern mit einem unserer Mietwagen, einem silbergrauen Mercedes-Kombi gemacht.
Die Kundschaft unseres Unternehmens besteht zu einem großen Anteil aus Stammkunden. Da kann es also durchaus vorkommen, daß diese unsere Dienste auch zu Ausflugsfahrten in Anspruch nehmen.
So möchte ich hier von einem kinderlosen Rentner-Ehepaar erzählen, die selbst kein Auto besaßen und gerne mit uns zu einem Kurzurlaub in ein Hotel an eine fünfzig Kilometer entfernte Talsperre im Oberbergischen Kreis fuhren.
Oft äußern solche Kunden auch spezielle Wünsche hinsichtlich der Fahrerin oder des Fahrers. Diesen Wünschen wird dann nach Möglichkeit auch Rechnung getragen.
So hatte ich mehrfach das Vergnügen, dieses Ehepaar zu diesem Hotel zu fahren.
Da dieses Ehepaar, besonders bedingt durch eine schwere Gehbehinderung der Frau, keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen konnte und sich auch nicht zu den Einkommensschwachen zählen mußte, fuhr die Familie Maurer auch recht häufig mit uns. (den Namen habe ich selbstverständlich geändert)
So entwickelte sich auch ein sehr persönlichs Verhältnis zwischen diesen Fahrgästen und den Fahrern. So kam es dann auch dazu, daß die Familie Maurer mich fragte, ob ich sie in ein paar Monaten, im August, nach Oberammergau fahren würde.
Für solch eine spektakuläre Fahrt und das noch mit sehr angenehmen Fahrgästen brauchte ich nicht lange zu überlegen. Dazu war ich gerne bereit!
Ich erfuhr, daß die Familie Maurer schon vor geraumer Zeit Festspielkarten bestellt hatte und diese Aufführung nun im August stattfinden würde. Außer den Maurers würde dann noch eine weitere alte Dame, eine gute Bekannte, die in einer Erkrather Seniorenresidenz wohnt, mitfahren. Der Ablauf sollte dann so sein, daß wir Sonntagsmorgens um acht Uhr von Solingen nach Erkrath fahren würden und ab dort auf die Autobahn in Richtung Oberammergau. Montags würden meine Fahrgäste dann von einem örtlichen Fahrdienst zu den Passionsspielen gebracht.
Der Montag stand mir komplett zur freien Verfügung. Dienstags würde ich meine Fahrgäste wieder an ihren Quartieren abholen und wieder nach Solingen zurückfahren.
Eigentlich hatte ich mir vorgestellt, ich würde dann von Oberammergau zum Plansee fahren, um dort auf einem Campingplatz an einem wunderschönen Bergsee mein Zelt aufzuschlagen. Aber die Wetteraussichten für die nächsten Tage waren sehr schlecht und so änderte ich meinen Plan. Im Internet hatte ich mich nach einem Quartier in der Nähe von Oberammergau umgesehen und dann telefonisch am Freitagabend in einer guten Pension in Bad Kohlgrub ein Einzelzimmer gebucht.
Während der Fahrt am Sonntag war das Wetter trocken. Eine erste Pause machten wir auf der Raststätte Siegen. Die Mittagspause wurde auf der Raststätte Ellwangen an der A7 auf der Schwäbischen Alb gemacht.
Um ungefähr fünf Uhr am Nachmittag hatte ich meine Fahrgäste zu ihrem Quartier gebracht. Dann fuhr ich zum sechs Kilometer nördlich gelegenen Bad Kohlgrub.
Bald fand ich meine Pension und auch den Schlüssel, den man für den Fall der voraussichtlichen Abwesenheit des Vermieters versteckt hinterlegt hatte.
Das Einzelzimmer war klein aber vorbildlich. Schnell hatte ich mein Gepäck eingeräumt und meine Laufbekleidung angezogen. Sofort startete ich zu einem Lauf, vorbei an den Moorgruben des Moorbades Bad Kohlgrub und durch die Hügel des Voralpenlandes.
Das Laufen sollte mir helfen, die Verspannungen der langen Fahrt und des anstrendenden Tages loszuwerden. Auch wenn ich gerne Auto fahre, bleibt doch das konzentrierte Fahren und die Konversation mit den Fahrgästen, die nicht alle so unkompliziert waren, wie die Familie Maurer, eine Anstrengung. Während die Familie Maurer im Fahrzeug hinten saß, hatte ich die sehr dominierende alte Dame aus der Seniorenresidenz, eine ehemalige selbständige Handelsvertreterin, zu meiner Rechten sitzen.
Der Lauf, geschätzte gute halbe Stunde, und die anschließende Dusche hatten mir dann sehr gut getan. Ich recherchierte, inwieweit die umliegenden Bäder mir bei meinem Kurzaufenthalt nützlich sein konnten. Aber ein einmaliges Moorbad ist nicht hilfreich und das konnte ich mir ersparen. In einem kleinen Restaurant in der Nähe genoß ich am Abend kösttliche Bärlauchspätzle.
Als Reiselektüre las ich damals Joschka Fischer`s "Mein langer Lauf zu mir selbst". Am nächsten Morgen um halb sieben schlich ich mich wieder aus dem Haus und lief wieder vorbei an Moorgruben, kleinen Wäldern und Bauernhöfen, durch die buckeligen Voralpenhügel, wurde dabei mitunter von Rehen argwöhnisch beobachtet.
Nach der Dusche ließ ich mir ein ausgiebiges Frühstück vom üppig bereitgestellten Buffet schmecken. Noch vor dem Frühstück hatte ich im Nachbargebäude einen Termin um elf Uhr zur Massage vereinbart. Die beiden Gebäude waren durch einen "Bademantelgang" miteinander verbunden. Ohne Zeitdruck konnte ich diesem Termin entgegensehen. Die Masseurin arbeitete wie im Akkord. Möglicherweise hatte man meinen Termin noch dazwischen geschoben.
Anschließend zog ich mich in meinem Zimmer um und startete zu einer Wanderung durch das Murnauer Moos. Bei zügigem Tempo erreichte ich nach drei Stunden den Bahnhof in Murnau. Bald fuhr auch ein Zug zurück nach Bad Kohlgrub.
Wieder in meinem Zimmer angekommen, packte ich Bademantel und Badetücher in meine Tasche und ging zu einer Hotelsauna, die ich zu Fuß erreichen konnte. Nach ein paar Stunden in dieser edlen Hotelsauna hatte ich die Gewißheit, diesen Ruhetag im Interesse meiner Entspannung optimal genutzt zu haben.
Leider gab es an diesem Montagabend keine Bärlauchspätzle, weil das Restaurant geschlossen hatte. Aber die "Pfeffermühle" zeigte sich als sehr empfehlenswerte Alternative mit gesunder Küche.
Am nächsten Morgen holte ich meine drei Fahrgäste in Oberammergau wieder ab. Als ich das Gepäck aus einem der Quartiere abholte, war ich mir sicher, daß ich die bessere Wahl getroffen hatte.Im Westen geht die Sonne unter
An einem Freitagnachmittag wurde ein Kollege per Funk zu einer Kneipe in der Innenstadt geschickt. Diese Kneipe zählt nicht gerade zu den Wunschadressen der Taxifahrer.
Die Funkerin fügte dem Auftrag die Bemerkung an: "Da musst du mal gucken, was mit dem Fahrgast los ist." So eine Bemerkung verspricht nichts Gutes, denn da hatte die Wirtin schon eine warnende Anmerkung gemacht.
Der Kollege, der den Auftrag bekam, sprühte am Funk wieder mal nicht vor Begeisterung. Ich stand ungefähr zweihundert Meter entfernt vor der Ampel und bot mich an: "ich stehe hier an der Ampel, soll ich mal gucken?"
Man spürte die Erleichterung bei dem weiter entfernten Kollegen, der an einem Taxiplatz stand. Ich betrat das Lokal. Der Fahrgast war gerade noch auf der Toilette. Ich ging zum Auto, das mit zwei Rädern auf dem Gehweg stand, denn dort war ein absolutes Halteverbot. Neben der Beifahrertüre wartete ich dann auf den Fahrgast, dem ich dann bald von aussen die Türe öffnete.
Mit dieser Vorgehensweise vermeide ich Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmern und der Polizei, und ich schaffe eine entspanntere Atmosphere zum Fahrgast.
Dem Fahrgast folgte sofort die Wirtin und reichte eine leere Tragetasche, damit sich der Fahrgast darauf setzen könne. Murrend setzte der Mann sich auf die Tragetasche. Etwas schwer verständlich meinte er, daß er die Hose nicht naß hätte. Dann nannte er sein Fahrtziel Witzhelden.
Außer dem Geruch von Bier störten keine anderen Gerüche. Ich freute mich über dieses ca. 10 Kilometer entfernte Ziel mit der Fahrt durchs Grüne. Den Fahrgast konnte ich problemlos bei Laune halten.
Alles hatte reibungslos geklappt, mit solch einer Tour rechnet man bei diesem Lokal eher nicht.
Kurz vor dem Ziel im Höhendorf Witzhelden sah ich dann eine kirsch-rot leuchtende Abendsonne im Westen und bedauerte, daß ich diese jetzt nicht fotografieren konnte
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